Auf die Frage, wie denn die Behauptung von Staatsregierung und DB, die 2. Münchner S-Bahn-Stammstrecke würde im Jahr 2026 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden, mit der Tatsache, dass in den Ausschreibungsunterlagen schon seit Monaten der 10. Mai 2027 als Fertigstellungstermin für die „Rohbauarbeiten Tunnel West mit Trog und Hp Hauptbahnhof“ (VE 30) benannt wird, zusammenpassen, antwortet die Staatsregierung, die Ausschreibungsunterlagen seien „interne Unterlegen der DB AG“ und tut so, als kenne sie die Ausschreibungsunterlagen nicht.
Diese Antwort kann nur gleichermaßen als bodenlose Frechheit wie als Armutszeugnis bezeichnet werden. Denn entweder verkündet die Staatsregierung die Unwahrheit, vulgo sie lügt. Oder aber sie befasst sich tatsächlich nicht mit dem Ausschreibungs- und Vergabegeschehen. Das würde aber bedeuten, dass sie sich nicht hinreichend um das mit Abstand größte Projekt der Verkehrsinfrastruktur in Bayern kümmert, was schlicht inakzeptabel wäre. Schließlich ist der Freistaat Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr, er muss die 2. Stammstrecke mit Steuergeldern in Milliardenhöhe finanzieren, ja mit der leichtfertigen Abgabe der Durchfinanzierungsgarantie im Dezember 2016 steht Bayern im Risiko für den größten Teil der Gesamtkosten.
Es gilt jetzt endlich die Halteleine zu ziehen und das Projekt „Zweite S-Bahn-Röhre“ auf den Prüfstand zu stellen. Die „Zweite Röhre“ steht, was Kostensteigerungen und Terminverschiebungen anbelangt, den Vorhaben Stuttgart 21 und Flughafen Berlin-Schönefeld in Nichts nach. Bis ins Jahr 2004 hinein verkündeten die Protagonisten der „Zweiten Röhre“ deren Fertigstellung und Inbetriebnahme für das Jahr 2010. Zuletzt wurde seitens DB AG und Staatsregierung die Fertigstellung im Jahr 2026 versprochen, was aber auch nicht zu halten sein wird. Ende 2016 bezifferten Staatsregierung und DB AG die Kosten auf 3,2 Mrd. Euro (3,8 Mrd. Euro mit Risikopuffer), 2001 war die Rede gewesen von weniger als 600 Millionen Euro. Mit der unseligen Kombination aus Größenwahn, dilettantischen Planungen und Bedienen von Landtag und Öffentlichkeit mit Unwahrheiten muss jetzt endlich Schluss sein.